Dachstein Dogtrekking

 

Das Dachstein Dogtrekking war ein hinreichender Grund aus dem Winterschlaf zu erwachen und mal wieder einen Bericht auf meiner Seite „Nordlandhunde“ zu veröffentlichen.

 

Ein unvergessliches Erlebnis, eine Kategorie für sich.

Nach langen Überlegungen entschied ich mich im Vorfeld nur mit Taiga an den Start zu gehen.

Nach einer 7-stündigen Anreise am Freitag, lernte ich am Parkplatz gleich ein paar neue Gesichter kennen. Nach einem kurzen Begrüßungsrundgang ging ich dann zeitig schlafen.

Um 02.20 Uhr klingelte der Wecker. Ich war gleich voll da und musste nicht erst wach werden. Ich packte noch meinen Schlafsack und ein paar letzte Utensilien in meinen Rucksack. Nach einem ausgelassenen Frühstück startete ich gegen 03.10 Uhr.

 

 

Ein langer Anstieg von 800hm erwartete uns gleich zu Beginn. Es ging über den Salzberg weiter zur Karlstube, an der ich ein zweites Frühstück zu mir nahm. Die von hier an breit ausgebaute Forststraße ließ uns zügig ein paar Meter machen.

Später, auf einem schmalen Abschnitt, begegneten mir viele Alpensalamander. 8 konnte ich auf etwa 200 Metern zählen. Ich musste richtig aufpassen, dass ich nicht versehentlich einen zertrete.

Alpensalamander haben sich an den Alpinen Lebensraum angepasst und können lebend gebären, was für Amphibien selten ist. Sie sind oftmals über 2 Jahre lang trächtig. Es ging immer wieder runter und wieder rauf, sodass man die Höhenmeter kaum spürte, welche sich nach und nach in den Beinen ansammelten. An der Roßalm legten wir erneut einen Halt ein.

 

 

Ein breit aufgeschotterter Weg schlängelte sich durch die Berge: von der Roßalm vorbei an der vorderen Grubenalm weiter zur Jagdhütte und immer Berg runter Richtung Gosau.

Moment! Gosau? „Stop, wir wollen zum vorderen Gosausee und nicht Richtung Gosau selbst“, schoss es mir durch den Kopf als ich an einer Kreuzung Schilder fand, auf denen beides ausgeschildert war. Nur das „Gosausee“ in die Richtung zeigte, aus der wir kamen. So mussten wir einige Höhenmeter wieder hinauf. Bis kurz vor die Grubenalm, an der ich dann auch Tanja und Thomas tratschen hörte. Die beiden mussten also kurz hinter mir sein. Ich wollte jedenfalls weiter und nicht in der brütenden Hitze auf die beiden warten. Ja man kann an dieser Stelle sagen, dass der letzte Teil für jenen Wanderer ein mentales Training war, wohingegen die Läufer, diesen Teil locker abspulen konnten. Wir wanderten unseres Weges runter zum See, den ich geschwitzt und klebrig erreichte. Nicht lange gezögert, waren meine Kleider fort und ich im kühlem See schwimmen.

Nach ein paar neugierigen Blicken von Schönwetter-Touristen (welche mich so ziemlich gar nicht juckten) machte ich mich wieder auf den Weg, von nun an in Richtung hinteren Gosausee. Ich merkte so langsam die Kilometer in meinen Beinen und da ich Idiot meine Stöcke daheim vergessen hatte, war auch keine Unterstützung aus dem Oberkörperbereich zu erwarten. Die Trailabschnitte, welche ich mir im Kopf unterteilte wurden immer kleiner und es wurde langsam aber sicher anstrengend. Ziemlich beansprucht erreichte ich den oberhalb liegenden See, welcher wunderschön war. Taiga machte die Sonne ebenso zu schaffen wie mir, aber der See war kalt und eine Wohltat sich das Wasser über den Kopf zu schleudern.

 

 

Nach einer längeren Pause, frisch aufgefüllten Wasserreserven und einer Tafel Schokolade in meinem Bauch, machte ich mich an das wahrscheinlich härtste Stück Weg des Tages. Auf den letzten 6 km erwarteten Taiga und mich etwa 1000 hm.

Nachdem wir die letzten Bäume hinter uns ließen und bereits das erste Schneefeld querten, zischte es neben Taiga. Wir gingen normal weiter und das Zischen wurde binnen eines Bruchteils von Sekunden lauter und lauter. Ich sah neben mich und da war SIE, eine Kreuzotter. Aus Reflex machte ich schnell zwei große Schritte nach vorne. Es ging mir durch Mark und Bein.

Dort standen wir Drei nun. Taiga nichts anzumerken, Die Kreuzotter in Alarmbereitschaft (jeder Zeit bereit sich zu verteidigen) und ich wie versteinert.

„Tief durchatmen, es ist nichts passiert“, redete ich mir ein. Den Schock in den Knochen schritten wir fort und analysierten jedes auf dem Pfad befindliche Objekt.

 

 

Masochistisch wirkten die beiden Schilder auf mich, auf denen die Höhenlage angegeben war, auf der man sich befand. 1600 MüN stand auf dem einen und ließ auf weitere 600hm schließen. Eine Horrorvorstellung, über die ich versuchte nicht nachzudenken. Die Beine wurden schwerer und das Verhältnis zwischen Laufzeit und Pausenzeit veränderte sich drastisch. Immer mal wieder sah ich Tanja und Thomas hinter mir. Als ich die Ademikhütte sah, schoss eine Dosis Dopamin durch meinen gesamten Körper und die Kraft war wieder verfügbar. Mit nur noch wenigen kurzen Stops eilte ich in Richtung Unterkunft, der eiskalte Regen in Kombination mit einer ordentlichen Portion Wind, der hier auf über 2000 Metern Höhe peitschte, konnte mir nichts mehr anhaben. Es galt nur noch die Hütte zu erreichen.

Geschafft! Schnell rein und Taiga aufs Zimmer bringen, den Rucksack abwerfen und zur Ruhe kommen.

 

Bevor mit mir weiter etwas anzufangen war, brauchte ich nach ca. 12 Stunden, 48km und 3100 hm (laut meinem GPS) in den Beinen ein paar Stunden schlaf. Gegen 18 Uhr wurde ich von alleine Wach und ging runter zu den Anderen. Ob zu diesem Zeitpunkt bereits alle in der sicheren Herberge waren, weiß ich nicht mehr. Jedenfalls bestellte ich mir ein Himbeerwasser. Zum vorzüglichen Essen gab es dann noch ein Glas Bier und einen Absacker. Im Anschluss stand noch die Streckenbesprechung für den nächsten Tag an. Im Kern ging es für die Trekker um eine Schlüsselstelle, welche in einer mindestens 3 Personen große Gruppe bewältigt werden musste. Das Schneefeld, sollte sehr steil und nur schwer abzusteigen sein. Ein kleiner Weg drum herum versprach eine weniger schwierige Alternative.

 

UND JETZT MERKEN: Wenn Udo und Markus sagen:,, Wirklich schwierige und gefährliche Stelle.“ Dann bedeutet das Übersetzt: „Unmöglich und Lebensgefährlich.“

 

 

 

Ausgeschlafen und erholt starteten Tanja, Rene und meine Wenigkeit vor dem Frühstück zum Gletscher hinauf. Nach einer halben Stunde zurück an der Hütte gab es ein leckeres rustikales Frühstück. Peter und ich starteten gemeinsam. Sarah und Bernd sollten uns dann später einholen, um die Schlüsselstelle gemeinsam mit uns zu passieren. Es lief alles super und wir kamen gut durch. Der Nebel verlieh der Kullisse einen mystischen Touch. Über eine kleine Kuppe hinweg stand ich dort und wusste sofort das Sie es ist: Jene Stelle, welche wir gemeinsam passieren wollten.

 

Wir warteten und warteten. Nachdem es immer kälter wurde, kauerte ich mich im Schlaf- und Biwaksack zu Taiga, die bereits schlief. Peter kochte in der Zeit Nudeln. Nach 1,5 Stunden packten wir alles zusammen und wollten zurück gehen um nachzuschauen. Da kamen uns die beiden Strategen entgegen. Sie hatten den Gletscher über eine Stunde lang gesucht und nicht gefunden, was ihr so spätes Eintreffen erklärte.

Taiga und ich vorweg umgingen die unmöglich zu bezwingende Stelle und rutschten 20 Meter neben dran den Hang auf dem Allerwertesten hinab. Der Eine mit mehr Performance, der andere mehr mit Technik, rutschen die Anderen uns nach. Wir gingen noch ein kleines Stück gemeinsam, bevor wir uns dann trennten, um die letzten Kilometer jeder für sich in seinem Tempo zu laufen.

Schnell Berg runter, glitten mir die letzten Kilometer nur so unter den Füßen weg. Etliche Meter weiter unten stießen Taiga und ich auf einen Weg, welcher sich gut zum laufen eignete. Da unsere Beinmuskulatur noch Reserven hatte und mir lediglich das Bergauflaufen zugesetzt hatte (mein Herz-Kreislauf-System war in Mitleidenschaft gezogen worden), joggte ich die restlichen Kilometer ins Ziel hinein.

 

Überwältigt von diesem Wochenende bedanke ich mich bei den beiden Veranstaltern Markus und Udo, bei Sven (der meine andren Hunde an dem Wochenende versorgt hat), bei Peter mit dem ich ein Stück zusammen laufen durfte und natürlich bei meiner Hündin Taiga,

die sich jetzt gerade mit mir hier im Bett rum räkelt und von unserer nächsten Tour träumt.