1. Tag Schneesturm

 

 

Es musste erst eine Weile Zeit ins Land ziehen, um einen Bericht festzuhalten, da mich sonst der Wehmut überfallen hätte.

 

Es ging in die Hardangervidda und zwar im Februar. Meine Vorfreude konnte ich beim Packen des Autos nicht mehr verstecken und meine Aufregung wurde von meinen tierischen Begleitern ebenfalls bemerkt. Gegen 18 Uhr setzte ich mich ins Auto und fuhr immer gen Norden. Fähre, Einreise und die Strecke ins Fjell stellten keine Probleme dar.

Am nächsten Abend in Geilo angekommen, genoss ich es noch einmal Essen zu gehen. Rentierpizza stand an diesem Tag auf meinem Speiseplan. Hier bot der Winter mir bereits einen kleinen Einblick. Ich beschloss an diesem Abend noch bis zum Startplatz zu fahren. Dort oben tobte der Winter in vollen Zügen und ich musste meine Geschwindigkeit auf 40 km/h reduzieren, um sicher fahren zu können.

An einem Parkplatz bei Dyranut angekommen, zog mir die Kälte schnell in die Knochen und ich musste meinen dicken Winterparker anziehen, um meine vier Schlittenhunde am Stake-Out zu versorgen.

Am nächsten Morgen aufgestanden, überprüfte ich noch einmal die wichtigsten Ausrüstungsteile und konnte meinen Kompass nicht finden. „So ein Mist!“, ich war mir sicher, ich hatte ihn eingepackt. Also musste ich noch einmal los, einen Kompass besorgen. Um den Motor zum Starten zu bringen, lag ich bei Eiseskälte auf meinem Rentierfell unterm Auto und heizte mit einem Gasbrenner das Öl in meiner Ölwanne auf, um den Motor zum Starten zu bringen.

Gegen 11 Uhr wieder am Parkplatz angekommen (mit Ersatzkompass wie ich später feststellte), spannte ich meine Hunde ein und es ging los ins endlose Weiß. Die Sicht war an diesem Tag nicht die beste, aber ich wollte los und meine Hunde waren auch nicht mehr zu bändigen. Der Wind nahm von Stunde zu Stunde zu und die Sicht wurde immer schlechter, bis ich mich gegen 15 Uhr in einem ausgewachsenen Schneesturm befand. Es waren alle Konturen verschwunden und ich wusste nicht mehr ob ich bergauf oder bergab fuhr.

Meinen Hunden machte das Wetter nichts aus, aber ich bemerkte, dass ich mich mit Kompass und Karte nicht mehr orientieren konnte und so stellte ich auf mein GPS um.

Mir wurde kalt und der Hunger überkam mich, so stellte ich die Suche nach der sicheren Hütte gegen 17 Uhr ein und entschied, bei diesem Wetter mein Zelt aufzuschlagen, was sich als nicht so einfach herausstellte.

Als die Hunde Rentiere witterten, zogen sie an und der Schneeanker flog durch die Gegend. In der einen Hand meine Zeltplane haltend bekam ich die Kralle vom Schlitten zu fassen und wurde 20 Meter mitgeschliffen. Das Zelt hatte von dem Zwischenfall zum Glück keinen Schaden davongetragen.

Mittlerweile war es dunkel geworden und es gelang mir nach einer weiteren halben Stunde mein Zelt zu sichern. Anschließend krabbelte ich hinein und baute im windgeschützten Außenzelt schnell das Innenzelt ein.

Mein Mehrstoffkocher machte mir mein Essen im Nu warm und es tat gut, nach einem so anstrengenden Tag etwas Warmes zu essen. Als ich den Tee kochen wollte, wurde die Flamme kleiner und sie war nach 15 Sekunden erloschen.

„Was nun?“ Ich bastelte eine Stunde daran herum und gab es letzten Endes auf. Zum Glück hatte ich für einen solchen Notfall noch meinen bewährten Trangia Spirituskocher mit, der mir wenigstens einen Liter Wasser heiß machte. (Spirituskocher sind bei Wintertouren in der Regel unangebracht, da sie sehr ineffektiv bei diesen Temperaturen sind, aber sie können nun mal nicht kaputtgehen.)

Draußen stürmte es, ich saß mit zwei Hunden und einem kaputten Kocher im Zelt und für den Ersatzkocher hatte ich bloß zwei Liter Brennstoff mit. Ich ging beruhigt schlafen, denn mit einer Sache war ich mir sicher: „Es konnte nur besser werden…“